Indigene Facettenschliffe, Ceylonschliff
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Diese Schliffe kennzeichnen sich durch eine meist unregelmässige Form des Unterteils. Worin liegt hierbei der Vorteil für den Steinschleifer oder für den Steinhändler? Diese Frage habe ich mir schon seit einiger Zeit gestellt.
Stellen Sie sich vor, Sie sind Besitzer von einem Kilo rohen Saphiren die Sie schleifen lassen wollen. Bezahlen Sie den Schleifer pro Stunde, kann es sein, dass er trödelt. Bezahlen Sie Ihn pro Stück wird er Ihnen möglichst viele kleine Steine liefern. Da die Arbeitslöhne so extrem niedrig sind ist es nötig, dass Sie den Schleifer permanent überwachen müssen damit er nichts auf die Seite schafft. Da dies für Massenware unsinnig ist, bezahlen Sie Ihn für das Gewicht das er geschliffen zurück liefert. Damit ist sichergestellt, dass er nichts auf die Seite schafft und die Steine nicht unnötig klein schleift. Allerdings wird er die Steine so schwer wie möglich belassen und die Schliffwinkel eher der Kristallform anpassen als den optischen Gesetzen der Lichtbrechung.
Deren Beachtung ist jedoch unabdingbar für eine maximale Brillanz. Wie immer sie es auch drehen und wenden, eine billige und ideale Lösung gibt es nicht. Die facettierten Steine wiederspiegeln die Art und Weise wie der Schleifer bezahlt wird und wie der Handel organisiert ist.
Von Ihrem Kilo rohen Saphiren werden Sie ca. 200 bis 300 Gramm geschliffen zurück erhalten. Der Schleifverlust ist sehr unterschiedlich und hängt wesentlich von der Rohform der Steine ab. Ein weiterer Faktor sind die Schliffformen die Sie bestellen. Wenn Sie z.B. alles ovale Schliffe wollen, muss der Schleifer auch ungünstig geformte roh Kristalle in diese Form zwängen, verbunden mit einem grösseren material Verlust. Gemäss meiner Erfahrung haben Sie eine Gewichts Abnahme von 50 bis 60% bei ideal geformten roh Steinen, welche der Schliffform in allen drei Dimensionen sehr nahe kommen. Dies ist jedoch purer Zufall und nur bei wenigen roh Steinen der Fall. Im Normalfall beträgt der Gewichtsverlust zwischen 70 bis 80%. Dieser Schleifverlust macht es schwierig oder unmöglich den Schleifer zu kontrollieren. Dann kommen noch die Einschlüsse dazu. Ist es Ihnen lieber einen grossen Stein mit Einschlüssen, oder mehrere Kleine mit weniger oder keinen Einschlüssen? Die Exportbeschränkungen der Produktionsländer für Rohsteine in schleifbarer Qualität, soll den ortsansässigen Schleifern und der inländischen Edelsteinindustrie ein Auskommen sichern. Dies veranlasst ein guten Teil der Händler, billig Schliffe in Auftrag zu geben um den Export Vorschriften zu genügen. Anschliessend werden die Steine Exportiert und in den eigenen Schleifereien umgeschliffen. Dies allerdings nur für erstklassige Ware.
Zum Vergleich: In Idar-Oberstein verlangt ein Steinschleifer der sich Spezialisiert hat auf Peridot, Topas, und synthetische Spinelle Fr. 12.- für einen 1 bis 2 Karat schweren facettierten Stein. In Indien, China oder Sri-Lanka erhalten Sie diese Arbeit für US$ 1.- per Karat dies ergibt ca. Fr. 1.65 bis Fr. 3.30 für denselben Stein. Der Arbeitsaufwand beläuft sich auf ca. 20 min pro facettierten Stein und pro Steinschleifer. Diese Zeiten sind nur erreichbar mit gut organisiertem Teamwork und mit Serienarbeit. Geschliffen wird deshalb oft noch von blosser Hand oder mit allereinfachsten Mitteln wie der JemPeg Einrichtung.
Der Preis für vollautomatisch facettierte Edelsteine liegt höher als US$ 1.- per Karat dafür ist die Präzision besser jedoch der Materialverlust wesentlich grösser. Dies hat zur Folge, dass vor allem synthetische Edelsteine vollautomatisch geschliffen werden. ZB. Golay liefert je nach Verwendung: von hand facettierte Cubic Zirkonia an die Schmuckindustrie, oder vollautomatisch Facettierte an die Uhrenindustrie. Mit einer präzisions Facettiermaschine, jedoch immer noch von Hand bedient, benötige ich ca. 2 Stunden für einen 1 bis 2 karätigen Brillantschliff. In Serie kann dies auch in 1 Stunde erreicht werden. Dies ist der Grund wesshalb die JemPeg Facettiereinrichtung immer noch so weit verbreitet ist. Die Schnelligkeit ist wichtiger als die Präzision.
Zu beginn meiner Schleiftätigkeit, vor bald 10 Jahren glaubte ich, dass in den Entwicklungsländern das Wissen um die optimalen Schliffwinkel nicht vorhanden ist. Heute bin ich eines besseren belehrt. Ich habe ausgezeichnete Edelsteinschleifer getroffen in Mexiko, die sich bestens auskannten. Der Preis Ihrer Arbeit entspricht meist nicht den Vorstellungen der Edelstein Ex- und Importeure. Dies führt dazu, dass Hilfskräfte beschäftigt werden um dem Markt und vor allem den Preisvorstellungen der Händler zu Diensten zu sein. Die unter diesen Voraussetzungen geschliffenen Steine sind vor allem billig und sichern eine grosse Gewinnspanne. Schönheit, Präzision, Schliffwinkel und Brillanz werden zur Nebensache. Die qualitäts Arbeit der Meister geht an Kenner. Ohne diese oder andere Absatzmöglichkeiten, wird das Know-how für qualitäts Arbeit langsam verschwinden. Dies wird in Indien, Sri-Lanka und China nicht anders sein. Ich bin in der glücklichen Lage zu meinen Vergnügen zu schleifen und bin nicht darauf angewiesen meine facettierten Steine zu diesen niedrigen Preisen zu verkaufen. Wenn ich billiger sein müsste als die potentiellen Konkurrenten, würde ich mit Sicherheit nicht mehr schleifen und wäre um diese interessante Tätigkeit beraubt. Diesen Luxus, Aufträge abzulehnen, können sich viele nicht leisten. Der Edelsteinhandel ist extrem stark vom Konsumverhalten der Verbraucher beeinflusst. Für schnelles Geld ist mancher bereit es mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen. Der Preis sprich die Gewinnmarge bestimmt das Denken und das Verhalten. Reglemente und Ehrenkodexe sind eher ein ungeeignetes Mittel, sie laufen der konsumgesellschaftlichen Entwicklung entgegen. Muster Bilder bevor und nach dem Umschleifen für beste Brillianz. Hubert Heldner Montreux August 2003 |